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  • AutorenbildKlara Zimtschnecke

Ein Baum bekommt Besuch und das ist wie Weihnachten

Ihr glaubt es nicht!


Die Geschichte von dem Baum hat sich weit herumgesprochen. Vor allem in der Tierwelt. Ganz unabhängig voneinander machen sich ein Eichhörnchen, eine Spatzenfamilie und eine Ameise in der Frühe auf den Weg, um den Baum zu besuchen. Zufällig begegnen sich die Ameise und das Eichhörnchen. Beide laufen in die gleiche Richtung und kommen unterwegs ins Gespräch.


„Willst du auch zu dem Baum gehen, der so einsam ist?“ fragt das Eichhörnchen die Ameise. „Ich bin übrigens Emil, Emil Eichhörnchen.“


„Hallo Emil, ich bin Felli, eigentlich Felicitas Ameise. Aber alle sagen Felli zu mir. Ja, ich möchte ihn auch besuchen. Unsere Königin sagte, ich soll nach ihm schauen, weil er ganz alleine ist. Ich wohne in einem Ameisenvolk. Alleine sein? Sowas gibt´s bei Ameisen gar nicht. Das ist doch voll langweilig.“


Mit einem Mal schwirren fünf Spatzen über ihren Köpfen herum. „Guten Tag zusammen! Ist das der berühmte Baum?“ fragt die Spatzenmama. „Aber sicher Luise“, antwortet der Spatzen Papa. „Das muss er sein. Schau, er steht doch ganz einsam hier an seinem Platz. Weit und breit kein anderer Baum, außerdem habe ich ihn gerade auf der Karte entdeckt.“ Der Spatzenvater faltet seine Flugkarte wieder zusammen und steckt sie in seinen Rucksack.


„Gestatten“, sagt er, „ich bin Gustav, das ist meine Frau Luise und unsere Kinder Daisy, Benni und Tweety.“


„Sehr erfreut“, sagt Luise und pfeift munter herunter. Sie und Gustav gesellen sich zu dem Eichhörnchen und zur Ameise und Luise fragt die beiden nach ihren Namen. „Habt ihr gehört Kinder, das sind Emil und Felli.“ Die Kinder rufen kurz und höflich: „Hallo Emil, hallo Felli!“ Dann düsen sie vergnügt und neugierig zur Baumkrone hinauf, um dort Verstecken zu spielen. „Macht mir da oben aber keinen Blätterblödsinn“, ruft Mama Luise hinterher. Dann betrachtet sie den Baum. „Du meine Güte, so alleine hier herum stehen. Das ist ja wirklich traurig.“ Schließlich schaut sie noch einmal genauer hin. Angefangen von den Wurzeln bis hoch oben in die Krone. „So ein schöner Baum. Warum er bloß hier ganz alleine steht? Das macht doch keinen Sinn!“ „Ja, schön ist er wirklich und vor allem schön groß“, bemerkt Gustav. „Das ist genau der richtige Spielplatz für unsere Kleinen!“ Felli und Emil finden den Baum auch sehr schön. „Wahnsinn“, staunt Felli und schaut ehrfürchtig bis zum oberen Blätterdach. Angesichts der Größe des Baumes fühlt sie sich wie ein Miniminiminizwerg. Kurz gesagt: Fuzziklein.


„Kommt ihr mit?“ fragt Emil. Er kann es kaum abwarten, den Baum zu erkunden. Aus dem Stand heraus springt er plötzlich Richtung Baumstamm und landet direkt an der Rinde. Flink flitzt er hinauf, erkundet jeden Zweig und läuft dabei kreuz und quer. Es dauert nicht lange da hat Emil ein wunderschönes Astloch entdeckt. „Hey, seht euch das mal an!“ ruft er den anderen zu.


„Puh, ich komme ja schon“, japst Felli etwas außer Atem. „Ich bin eine Ameise und kein Eichhörnchen“, bemerkt sie etwas genervt und krabbelt flott weiter. Gustav und Luise fliegen hinterher. Direkt neben dem Astloch ragt ein langer verzweigter Seitenast heraus. Dort landen Luise und Gustav und machen es sich gemütlich. Am Eingang der kleinen Baumhöhle packt Luise ihren Picknickkorb aus. Den hat sie immer dabei, wenn sie mit der Familie einen Ausflug macht. Tee, Obst, Nüsse, Sonnenblumenkerne und noch weitere Leckereien haben Platz in dem Korb. Selbst eine Decke aus Flaum, hat noch Platz in ihm und ist immer dabei. Luise hat von ihren drei Kindern das erste Federkleid sorgsam aufbewahrt und daraus die flauschige Decke genäht. „Hach“, seufzt sie, schnäuzt sich die Nase und wischt sich eine Träne fort. „Hach, die Kleinen wachsen so schnell.“ Abermals seufzt Luise und bietet Felli eine Tasse Tee aus der Thermoskanne an. Auch Emil und Gustav nehmen dankend eine Tasse an. Bis weit in die Abendstunden sitzen die vier beieinander. Sie plaudern und erzählen sich allerlei Geschichten aus der Nachbarschaft und vom eigenen Zuhause. Fast hätten sie sich verquatscht, so lustig und gemütlich ging es da oben zu. Erst als die drei Spatzenkinder nach dem ganzen Herumtollen und Toben, Kichern und Schreien bei ihren Eltern am Astloch eintrudeln ist ein Ende in Sicht. Denn die drei können sich kaum noch auf den Beinen halten. „Nun aber schnell nach Hause“, ruft Luise mit energischer Stimme. Dann fragt sie Emil und Felli: „Wie wäre es denn morgen um die gleiche Zeit? Auf eine Tasse Tee?“ Die beiden nicken sehr erfreut.


Am nächsten Morgen reckt sich der Baum und denkt bei sich: Was für ein schöner Traum letzte Nacht. Den ganzen Tag hatte ich Besuch, von einem Eichhörnchen, einer Ameise, und fünf Spatzen. Drei davon waren besonders quirlig. Jungvögel halt. Die machen eben Rabatz! Meine Blätter in der Krone sind völlig durcheinander gewirbelt, von dem lebhaften Spielen der drei jungen Spatzen. Hui, und was für einen Lärm die gemacht haben. Toll! Toll und nochmal toll! Meine ganze Rinde hat gekitzelt, als die Ameise, das Eichhörnchen und kleine Vogelfüße auf mir herumgekrabbelt sind. Und so viele Geschichten haben sie erzählt. Er konnte sich nicht mehr dran erinnern, wann er zuletzt so lustige Geschichten gehört hatte.


So ging es eine ganze Woche lang, bis auf eine klitzekleine Änderung. Emil, Felli und Familie Spatz haben von ihrem gemütlichen Ausflug zu dem einen Baum, vielen anderen Tieren erzählt. Und so kam es, dass der Baum jeden Tag neuen Besuch erhielt. Fellis Königin wollte sogar einmal selber schauen und brachte das ganze Ameisenvolk gleich mit. Luise kam mit dem Teekochen gar nicht nach und war sehr froh, dass die Ameisenkönigin mitgedacht hat. Viele Arbeitsameisen brachten eigene Teekannen mit. Das war die größte Teekannentafel, die sie je gesehen hat und nie vergessen wird.


An jedem weiteren Morgen reckte sich der Baum und dachte bei sich: Was für ein schöner Traum. Mittlerweile hatte er sich an das Kitzeln gewöhnt, die Geschichten, die Lautstärke und auch daran, dass seine Blattkrone die haarsträubendsten Frisuren hatte. Er vermisste nichts und niemanden. So schön fand er seine Träume.


Als aber am Morgen des achten Tages ein besonderer Gast zu Besuch kam war heute alles anders.


Da die Plätze auf dem Baum immer begehrter wurden und einige Äste wegen Überfüllung in den letzten Tagen, bereits regelmäßig besetzt waren, trafen sich Elli, Emil und Familie Spatz heute zum Frühstückstee. Sie waren die ersten Baumbesucher. „Hättet ihr das gedacht?“, sagt Luise erfreut. „Ja, das ist krass. Was für ein Andrang! Einige Äste sind wegen Überfüllung gestern sogar begrenzt worden. Unsere Königin hat für morgen drei Nebenäste reservieren lassen. Direkt neben dem Astloch. Tja, wenn man nicht so schnell ist, muss man schlau sein, sagt unsere Königin“, kichert Felli. „Genau, denn mittlerweile ist der Baum wirklich sehr, sehr weit bekannt und beliebt“, meint Emil zufrieden. Gustav nickt zustimmend und nimmt einen Schluck Tee. Fast hätte er sich verschluckt. „Was iiiist dadadadas denn…, waaas uuuum alleees in deeeer Weeeeeelt?“, stottert Gustavs. Sein Tee wäre fast über den Tassenrand geschwappt. Die Tassen der anderen werden ebenfalls heftig geschüttelt. Und nicht nur die Tassen, auch Fell, Federn, ja ihre ganzen Körper erzitterten. Sogar Fellis Wimpern fingen von alleine an zu klimpern.


Plötzlich reckt sich der Baum etwas früh aus dem Schlaf. „Was für ein schööööner Traaaaum!“ platzt es dem Baum heraus. Er spürt ein heftiges Klopfen. Es geht durch Rinde für Rinde. Abermals erzittern die Tiere und der Baum. Als das Schütteln stoppt, haben alle die Ursache endlich entdeckt! Spezi Specht ist zu Besuch gekommen. Als er wieder wie ein Weltmeister in die Rinde hämmert, da dämmert es dem Baum. „Ich glaub´ es nicht“, das ist ja gar kein Traum“, ruft er voller Freude.

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