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Flips & Flaps

auf der Suche nach dem Wortschatz

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Flips & Flaps sind mir sozusagen über den Weg geflattert. Ich war gerade auf der Suche nach dem weltberühmten Wörterschatz. Denn hier und da sind mir die Wörter einfach ausgegangen. Ich war sozusagen sprachlos. Na ja, nicht ganz, aber fast. Das ist natürlich blöd, wenn man Geschichten und Gedichte schreiben möchte. Das wichtigste Werkzeug sind dafür ganz viele Wörter. Eimerweise, ach wagonweise, tausend und noch mehr Wörter. Je mehr man davon kennt, umso besser.

Zwei echt schräge vögel

Dann kannst Du Geschichten bis zum Mond bauen. Jaaa! Und diese zahlreiche Wörtermenge soll angeblich in der Schatztruhe stecken. Das hat mir Helme Hamster erzählt und der weiß es von Fridolin Fuchs. Fridolin hat es von Wim Waschbär erfahren. Der wiederum hat es von, ach, das habe ich jetzt vergessen. Egal! Also habe ich mich endlich auf die Reise begeben, diese sagenumwobene, geheimnisvolle Kiste zu finden. Unterwegs traf ich Flips und Flaps, die von nichts wussten. Als ich ihnen von der Wortschatzkiste erzählte, waren sie Feuer und Flamme. Zu dritt zogen wir weiter und weiter.

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Schräg, schräger, am schrägsten!

Wir sind uns ganz schön ähnlich. Flips und Flaps reden am liebsten, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Sowas kann ich auch. Das ist voll schräg! Flips kann unheimlich viel quatschen. Kein Problem! Ich kann auch blubbern wie ein Wasserfall. Flaps kann da gar nicht mithalten. Denn Flips kann so schnell erzählen und vor allem so viel, boooch! Ich wette Flaps will da auch nicht mithalten. Der stellt dann seine Ohren auf Durchzug*! Besonders dann, wenn Flips irgendwas daher plappert. Ja, die erfindet manchmal echten Blödsinn. Das ist noch schräger. Wirklich! Aber jetzt kommt das Schrägste: Flaps ist unterwegs mehrmals eingepennt. Wupp! Weg! Einfach so. Das passiert ihm öfter, meint Flips. Tatsächlich ist mir gleich am Anfang unserer Reise etwas aufgefallen. Ja, als wäre Flaps von Flips kamelkarawanenlangen Geschichten prompt eingeschlafen. Sachen gibt´s!

Sowas kann mir natürlich nicht passieren! Ich habe das getestet. Als wir weiterliefen hat Flips mir ein „Kotelett an die Backe gequatscht“. Die hat gar nicht mehr aufgehört zu reden. Ich war mir sicher, dass sie ein ganz starkes Quasselwasser getrunken hat. Keine Ahnung woher! Etwa aus meiner Thermoskanne? Daraus hat sie doch vorhin getrunken! Ich nahm auch einen Schluck Wasser und siehe da: „Mmh, das schmeckt nach…nun, …, also irgend…irgendwie nach Quasselwasser?“. Eins kann ich Euch sagen. Es hat gewirkt. Wie zwei Quasseltanten plauderten wir, ohne Unterbrechung, bis zu unserem Ziel.

* Die Ohren auf „Durchzug“ stellen, bedeutet: Wenn ihr so tut, als würdet ihr nichts hören. Das ist sozusagen ein Ohrentrick! Kann wirken!

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Unterwegs mit der Karte von Helme Hamster

Wir waren nicht weit von der Innenstadt entfernt, als plötzlich ein Wegweiser auftauchte. Auf dem Schild stand „Zur Stadtbibliothek - Hier entlang!“. Ein Pfeil wies zu einem schmalen Weg, der zwischen mehreren Häusern entlangführte. Rechts lag ein großes, altes Sandsteingebäude. Das war die Musikschule. „Städtische Musikschule“ stand dort auf dem Metallschild an der Wand. Eingerahmt mit allerlei Notenzeichen, die jeweils mit einem Notenschlüssel in allen vier Ecken endeten. Am Ende der Steinwand stand ein noch höheres, altertümliches Haus. Es hatte eine schwere Holztür, die aus zwei Flügeltüren bestand. In dem Gebäude befand sich die Volkshochschule. Abgekürzt mit den Buchstaben „VHS“. Hier stand auch ein Hinweisschild: „Stadtbibliothek - Hier entlang!“. Die Bibliothek grenzte direkt an das alte Mauerwerk der VHS. Im ersten Stock waren die beiden Gebäude mit einem überdachten Brückentunnel verbunden. Irgendwelche Leute liefen dort von einem Gebäude ins andere. Schließlich war es nur noch ein kurzes Stück und der Weg endete direkt am Eingang der Bücherei.

Ich schaute auf die Karte, die Helme Hamster mir mitgegeben hatte. „Wenn ihr die Bücherei erreicht habt, seid ihr am Ziel“, las ich laut vor. „Echt jetzt? Wir sind da?“. Flips konnte es kaum glauben.

Die geheimnisvolle Bibliothek

„Flaps! Flaps! Hallo wach werden, wir sind da. Hurra! Wir haben sie gefunden. Die Wortschatzkiste!“ jubelte Flips direkt in Flaps linkes Ohr. Ehe Flaps auch nur einen Flügel heben konnte, kullerte er aus dem Schlaf gerissen, von Klaras Schulter herunter. Vor lauter Schreck plumpste er auf seinen Hosenboden und war hellwach. „Wo? Wo ist sie?", fragte Flaps endlich pickepackewach. „Ehm“, zögerte Flips. „Ehm, einen klitzekleinen Moment noch. Wir sind schon ganz nah dran. Ganz nah, gleich sind wir da!“ beruhigte ihn Flips. Etwas mulmig war mir schon, als wir drei und sonst niemand, durch die dunklen Korridore liefen. Wir suchten den Schatz im Obergeschoss der riesigen Bibliothek. Bei so vielen Gängen und Türklinken hatte Flips längst die Orientierung verloren. „So viele Gänge, so viele dunkle Gänge“, wiederholte Flaps. Die Bibliothek wurde vor einiger Zeit komplett erneuert. Alte Räume bekamen einen neuen Anstrich, Fenster und auch Tische, Stühle und vor allem neue Bücherregale. Durch den neuen Anbau kamen noch weitere schöne, große Räume hinzu mit vielen großen Fenstern und elektrischen Jalousien. Helme Hamster hatte mir das alles erzählt. Auf der Karte hat er das Untergeschoss mit einem dicken Sternchen markiert. Und ich soll unbedingt im ältesten Bücherraum nach dem Schatz suchen. Im Untergeschoss. Aber wie kommen wir dorthin?

Auf der Spindeltreppe!

Endlich erreichten wir am Ende des Ganges eine Wendeltreppe aus pechschwarzem Gusseisen. „Uiuiui! Das geht aber steil runter. Und immer im Kreis. Mir ist ganz kreiselig!“ mopperte Flaps. Ihr glaubt es nicht! Beinahe wäre er auf dem Hosenboden zwischen den Stufen hinabgesaust, hätte ich ihn nicht aufgefangen! Ich packte ihn auf meine Schulter und weiter ging´s. „Diese Spindeltreppe macht mich ganz nervös! Echt gefährlich“, sagte Flips und ließ sich nicht treiben. Sie flog ganz langsam Stufe um Stufe hinunter.

Im Untergeschoss spuckt es doch nicht? Oder?

Das Untergeschoss sah aus wie ein Gewölbekeller. Wir liefen kreuz und quer durch lange schlauchige Korridore. Alles wirkte hier breit und unheimlich hoch. Selbst der Abstand vom Boden bis zur Decke. Fünfmal so groß wie ich. Und ich bin nicht klein. „Hier ist es aber riesig! Riesenriesig“, sagte Flips. „Ich komme mir wie eine Fliege im Wald vor.“ Über ihren lustigen Vergleich kicherten wir drei. „Oh weia! Und ich, ich bin nicht größer als eine Motte!“ setzte Flaps nach und schaute an die Decke. „Ohweia. Vielleicht spukt es hier unten?“ flüsterte Flaps. „Quatsch Flaps. Wir sind doch in einer Bücherei. Da gibt es doch keine Geister. Da gibt´s Bücher.“ Allerdings hat Flips hier unten noch kein Buch gesehen. „Klara! Wo sind denn hier die Lampen? Da hängen nur so Funzeln, ohne Licht an den Wänden.“ Ich hatte keine Ahnung. Die automatischen Bewegungsmelder funktionierten hier unten nicht mehr richtig. Und wenn, dann nur mit einem sehr schwachen Lichtschein. „Ich gehe davon aus, dass sich eine Renovierung im Untergeschoss nicht gelohnt hat. Das wäre bestimmt zu teuer geworden“, überlegte ich laut.

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Na, das kann ja heiter werden!

In einem wirklich stockfinsteren Gang tastete ich mich an der Wand entlang. Irgendwo muss es doch hier einen Lichtschalter geben, überlegte ich. Die sind doch immer neben den Türen angebracht. Moment! Da ist doch was!? Meine linke Hand rutschte einen Türrahmen entlang! Huaah! Plötzlich hatte ich einen Türgriff aus Metall in der Hand. Vorsichtig drückte ich ihn herunter. Die Klinke knackte kurz, gab nach und quietschend öffnete sich die Tür. Das war echtes Glück! Holla, ein Glücksfeekolla*! Wir standen im ältesten Zimmer der Stadtbibliothek. „Das habe ich mir aber ganz anders vorgestellt“, flüsterte Flips. Hier wird ja gar nicht geputzt!“ Das Tageslicht warf nur spärliche Lichtstrahlen durch die vielen kleinen bogenartigen Fenster an der rechten Wand. Denn die Scheiben hingen voller Spinnenweben. Irgendein Luftstrom ließ diese silberweißen, klebrigen Kunstwerke hin und her wehen. Ein kleiner fahler Lichtschein führte durch die Spinnweben zur gegenüber liegenden Seite des Zimmers. Direkt bis hinten in die Ecke hinein. Zwei Holzbalken, die dort ineinander verwinkelt angebracht waren, versperrten die Sicht. „Ich sehe dahinten in der Ecke was!“, rief Flips. „Ja, ich auch. Irgendwas leuchtet da!“, bestätigte Flaps. Die beiden können im Dunkeln ja viel besser sehen als ich. Der Raum war überfüllt mit leeren, alten und verstaubten weißen Metallregalen. Sie standen ordentlich in Reih und Glied. Reihe für Reihe hintereinander und dazwischen gab es jeweils eine Gasse zum Durchlaufen. Die vergilbten Regalbretter gähnten vor Leere. Nicht ein einziges vergessenes Buch gab es hier. Ich blickte durch die offenen Regale und endlich konnte ich auch mehr sehen. Da stand sie! Ganz hinten! Im letzten Winkel des Bücherraumes der uralten Bibliothek. Neben einem fast zusammengefallenen Bücherregal. Wie ein Dach verdeckte es eine Kiste. Endlich unser Schatz? „Dahinten ist unser Schatz“, rief Flaps. „Dieses Schimmern und Leuchten...! Schätze leuchten immer! Das weiß doch jeder!“ Aber Flips schien das nicht mehr zu hören. Sie war in einem Affenzahn losgeflogen. „Juhu, nix wie hin!“ juchzte Flips. Flaps versuchte sie schnell einzuholen. Die beiden flatterten voraus und ich lief flott hinterher. Dem Gang geradeaus folgend und dann linksrum abbiegend. Wir drei standen da und schauten gespannt auf die Truhe. Klein war die Schatztruhe nicht. Wie viele Wörter wohl in so eine Kiste passen? Während ich noch überlegte, spielten Flips und Flaps „Schnick, Schnack, Schnuck“. Wer gewinnt darf die Wortschatzkiste öffnen, einigten sie sich. Schließlich hat Flaps das Spiel gewonnen. „Gewonnen! Ich hab gewonnen!“. Flaps war so aufgeregt, dass er seine Flügel kaum stillhalten konnte.

*Glücksfeekolla – das Wort ist von Klara erfunden und bedeutet: Großes Glück haben, Volltreffer

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Ach du meine Güte

Hochkonzentriert öffnete Flaps mit seinem Schnabel das Schloss der Schatzkiste. Er stemmte den Deckel hoch. Aber nur ein kleines Stück. Er blinzelte hinein um erst einmal die Lage zu checken*. Nicht, dass sich irgendwer einen Scherz erlaubt hat und ein paar bunte Knallfrösche in der Kiste rumliegen und gleich losknallen. Na, die würden ihm glatt um die Ohren fliegen, weil er den Deckel angehoben hat. Ihm könnte auch ein wildes Tier entgegenspringen!? Oder ein Geist, der mittlerweile in der Kiste eingezogen ist!? Oder eine Hand nach ihm greifen….!? Flaps hatte auf einmal furchtbare Ideen, was alles passieren könnte. „Hey! Und?“ fragte Flips ungeduldig. Was siehst Du?“ „Einen Moment.“ Flaps verscheuchte seine verrückten Gedanken und schob den Deckel höher. Ganz vorsichtig lugte er hinein. Er zog den Kopf heraus und steckte ihn wieder rein. Diesmal noch etwas tiefer. Nein, es war noch zu dunkel. Er hob den Kistendeckel abermals ein Stück höher. „Also, das kann doch nicht…? Ich meine das geht…! Wieso denn das…? Wo sind denn die ganzen...? Au weia!“ Flips schwenkte den Holzdeckel hoch und lüftete endlich das Rätsel seiner angefangenen Sätze. „ACH DU MEINE GÜTE.“ Flips betonte jedes Wort mit voller Empörung. „Ach du meine Güte!“, wiederholten Klara und Flips. Alle drei starrten entgeistert in die Kiste. Niemand brachte jetzt einen Ton, geschweige denn ein Wort heraus. Bei allen klebte ein großes, dickes Fragezeichen an der Stirn. Was hat das bloß zu bedeuten? Klara und die schrägen Vögel konnten sich absolut keinen Reim darauf machen.

Es blieb dabei! In der Wortschatzkiste lag das Alphabet. Das Alphabet und sonst nichts. Kunterbunt lagen die einzelnen Buchstaben verstreut herum. Flips und Flaps haben sie schließlich alle gezählt. Mehrmals! 26 Buchstaben plus 3 Umlaute, Ä Ö Ü und noch das Eszett ß, mehr nicht. Das kann doch gar nicht sein? Kein einziges Wort! Nicht ein einziges! Das heißt: Oben im Schatzkistendeckel entdeckte Flips plötzlich ein fast unsichtbares, staubiges und vergilbtes Kuvert mit drei Worten. „An die Wortschatzkistenfinder!“ stand da drauf. Ich pustete einmal über das Papier und öffnete es.

*Checken ist ein englisches Wort und bedeutet z.B. nachprüfen, kontrollieren

Doch wie geht es weiter?

Schaut euch den Brief doch mal genauer an...

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